Das Problem mit den Fake-News


Schon die ersten Tage des neuen Jahres zeigten, was offenbar dieses Jahr auf uns zukommt. Gestern habe ich schon darüber geschrieben, wie wichtige Debatten unmöglich gemacht werden. Das geschieht nicht zuletzt auch durch sogenannte Fake-News – womit ich natürlich die „wirklichen“ Fake-News meine. Das füge ich hinzu, weil diejenigen, die diese Fake-News für bare Münze nehmen, ihrerseits Nachrichten von Medien wie Tagesschau, Spiegel etc. als „Fake-News“ bezeichnen. Die „wirklichen“ Fake-News sind jedoch die, die entweder komplett auf Lügen basieren, oder bei denen geschickt Tatsachen so ‚erweitert‘ oder weggelassen werden, dass sie in das gewünschte Weltbild passen. Letzteres ist mit einem Bericht der «Ruhrnachrichten» geschehen. Dieser Bericht nahm seinen Lauf von Deutschland in die USA und von dort wieder zurück nach  Deutschland. Dieser Weg führte auch über Österreich, wo der «Wochenblick» von einem „Mob“ aus rund 1000 Männern schreibt, die sogar die Reinoldikirche „unter Beschuss genommen und in Brand gesetzt“ hätten. Es war sogar die Rede von der „ältesten Kirche Deutschlands“ – was so ebenfalls so nicht richtig ist. Der «Wochenblick» hat übrigens folgenden Anspruch: «Wir schreiben, was andere verschweigen.» Ist klar. Auf diesen Bericht ist sogar ein Dortmunder Bundestagsabgeordneter der CDU hereingefallen. Das rechte US-Portal «Breitbart» hat ebenfalls aus verschiedenen Gruppen einen Mob gemacht und von der Inbrandsetzung der Reinoldikirche geschrieben. Diese ‚Berichte‘ wurden hundertfach geteilt, „geliked“ und kommentiert. Darunter viele Kommentare, in denen neben den üblichen Beleidigungen sogar zu Lynchmord an Kanzlerin Angela Merkel aufgerufen wird. Bilder von Galgen und abgetrennten Köpfen an den Journalisten der «Ruhrnachrichten». Soll das wirklich das Niveau sein, auf dem jetzt ‚debattiert‘ werden soll? Das kann doch niemand mit einem Rest an Verstand ernsthaft wollen! Denn um sich vorzustellen, wohin das führt, braucht man nicht allzu viel Fantasie.
Und genau deshalb dürfen wir den Menschenfeinden nicht die Deutungshoheit überlassen – wir müssen mit dazu beitragen, dass die Debatten nicht weiter von AfD und Co. bestimmt werden. Das wird nicht einfach, denn gerade diese Fake-News bewirken eine zusätzliche Emotionalisierung der Stimmung. Die Alternative wäre jedoch, nichts zu tun bzw. zu versuchen oder auf deren Niveau zu gehen – was natürlich keine Alternative sein kann. Genauso wie – nebenbei gesagt – die AfD selbst alles andere als eine Alternative ist, am allerwenigsten für die, die sich von ihr angesprochen fühlen – denn die würden unter einer AfD-Regierung noch „abgehängter“. Hier haben besonders die Medien eine große Verantwortung. Anstatt jeden (verbalen) Tabubruch zu emotionalisieren, muss die AfD über Argumente entlarvt werden. Es muss (wieder) mehr um Inhalte gehen, insbesondere in der Diskussion mit AfDlern. Provozierende Parolen sollten möglichst ignoriert werden – d.h., im besten Fall einfach nicht darauf reagieren – und stattdessen auf die inhaltliche Ebene gehen. Dazu braucht es zwar eine gute Vorbereitung, aber es könnte sich letztlich lohnen. Denn nur dann würde es möglich sein, AfDler vor laufender Kamera dazu zu bringen, einzugestehen, dass sie außer provokativen Parolen nichts anzubieten haben. Die AfD lebt davon, sich als Opfer darstellen zu können, weshalb es ihr vor allem helfen würde, ginge man auf ihr Niveau herunter. Aber wenn man ganz sachlich aufzeigen könnte, dass unter der „tabubrechenden“ Oberfläche einfach nichts ist, wäre das schon hilfreich. Damit bekommt man zwar die weit rechts stehenden Wähler nicht zurück, vielleicht aber kann den unschlüssigen Wählern so klar gemacht werden: „Die AfD ist keine Alternative. Unter ihr würden die Armen noch ärmer, Frauen würden wieder stärker benachteiligt und unser Grundgesetz würde mindestens ‚angepasst‘.“ Schon das wäre viel wert. Viel Zeit für eine Veränderung im Umgang mit der AfD (und überhaupt rechten Parteien in Europa) ist nicht. Entweder „wir“ fangen jetzt damit an oder wir lassen die AfD weiter die Debatten bestimmen und sie zweistellig in den Bundestag ziehen. In diversen Bundesländern zeigt sich, dass die AfD in den jeweiligen Landesparlamenten hauptsächlich durch unsinnige Anfragen, internen Streitereien und (mindestens) fragwürdigen Redebeiträgen auffällt. Wollen wir wirklich eine Partei im Bundestag, die jede vernünftige Arbeit blockieren will? Ich denke, die Mehrheit der Menschen will das nicht!

So, das musste einfach mal raus! 😅

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Hier der Link zum Ursprungsbericht der «Ruhrnachrichten»:
http://www.ruhrnachrichten.de/staedte/dortmund/44137-Dortmund~/Silvester-Boellerverbote-und-Platzverweise-Die-Lage-in-Dortmund;art930,3185532

Und hier noch ein Link zu einem empfehlenswerten Artikel ebenfalls der «Ruhrnachrichten» zum Thema „Fake-News aus Dortmund“:
http://www.ruhrnachrichten.de/staedte/dortmund/44137-Dortmund~/Fragen-und-Antworten-Wie-Medien-die-Silvesternacht-fuer-Hass-Aufbau-nutzen;art930,3187550

Von einem Verlinken des «Breitbart»-Textes habe ich abgesehen, da ich derartigen Seiten keine weitere Aufmerksamkeit durch zusätzliche Klicks verschaffen will. Selbiges gilt für den Text des «Wochenblick».

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