Heilpflanzen – Waldmeister


Es wird langsam Zeit für den für eine Pflanze, die besonders süßen Speisen ein ganz besonderes Aroma gibt, die aber auch einige Heilwirkungen hat – der Waldmeister (Galium odoratum; früher als Asperula odorata bezeichnet).

Ein Exemplar von Gallium odoratum aus meinem Herbarium

Diese bis max. 50 cm hoch wachsende, ausdauernde Pflanze gehört zu den Rötegewächsen (Rubiaceae) bildet mit ihren Wurzeln, die nicht allzu tief in den Boden gehen, flache Ausläufer. So kann die krautig wachsende Pflanze im Laufe der Zeit regelrechte Teppiche bilden. Wohl wegen den ebenfalls zu den Rötegewächsen zählenden Labkräutern kann sie auch als „Duftlabkraut“ bezeichnet werden.

Zu erkennen ist der Waldmeister vor allem an den saftiggrünen, leicht glänzenden, lanzettlichen Laubblättern, die in Quirlen um den vierkantigen, aufrechten und unverzweigten Stängel angeordnet sind.

Blätter des Waldmeisters

Etwa ab Anfang Mai – je nach Witterung auch schon Ende April – erscheinen, locker angeordnet in kleineren Trugdolden, die kleinen, zwittrigen Blüten. Diese bestehen aus einem nur schwach ausgebildeten Kelch und einer Krone aus vier weißen, bis zu sieben Millimeter langen Kronblättern, deren untere Hälften trichterförmig miteinander verwachsen sind. Die obere Hälfte bzw. die Kronlappen stehen frei und bilden ein Kreuz mit vier gleich langen Seiten.

Blütenstand des Waldmeisters

In der schon genannten Kronröhre stehen vier fertile Staubblätter, in ihrer Mitte bildet sich aus zwei Fruchtblättern ein unterständiger, umgekehrt-eiförmiger und Fruchtknoten. Dieser hat zwei Kammern, was bedeutet, dass nach der Befruchtung durch Fliegen oder auch Selbstbestäubung pro einzelner Blüte eine Spaltfrucht entsteht. Diese zerfallen während des Reifeprozesses zwischen Juni und September in zwei je einsamige Teilfrüchte, die sich durch ihre hakigen Borsten an Tierfell oder auch menschliche Kleidung haften und so verbreitet werden. Die Samen sind übrigens Frostkeimer und tragen längst nicht so stark zur Vermehrung bei wie die Wurzelausläufer des Waldmeisters. Daher vermehrt sich die Pflanze vor allem vegetativ.

Beheimatet ist das „Maikraut“ in Mittel- und Nordeuropa, ist aber auch im südlichen (bis in den Mittelmeerraum) und östlichen Europa (bis in den asiatischen Teil der Türkei und sogar im westlichen Sibirien) zu finden.
Es kommt wild vor allem in lichten Laubwäldern, unter Hecken und an gebüschreichen Wegrändern vor, da die Pflanze halbschattig bis schattige Standorte und feuchte, humose Böden bevorzugt.
Für das Anpflanzen von Waldmeister im Garten ist zu beachten, dass das Aufziehen aus Samen meist nicht gelingt. Daher ist es besser, „Duftlabkraut“ durch Teilung zu vermehren.

Blühender Waldmeister

Gesammelt werden die Blätter vor Beginn der Blütezeit – möglichst von Exemplaren, die älter als ein Jahr sind -, da sich nach dem Aufblühen der Cumarin-Gehalt noch erhöht und die Blätter einen bitteren Geschmack bekommen. Damit ist die beste Sammelzeit also im April, wobei auch noch nach Beginn der Blütezeit Exemplare zu finden sind, die noch nicht blühen und somit noch gepflückt werden können.

Der typische Geruch entwickelt sich so richtig erst nach dem Trocknen, denn die Cumaringlykoside wandeln sich durch den Trocknungsvorgang in Cumarin um. Allerdings sollte man den Waldmeister nur etwas anwelken lassen, da er durch zu langes Trocknen seine Wirksamkeit verliert. Zudem kann ein zu hoher Cumaringehalt Kopfschmerzen verursachen.
Möglich ist übrigens auch, die Blätter einzufrieren, wenn sie später frisch verwendet sollen.

Waldmeister enthält vor allem Cumaringlykoside (insb. Melilotosid), Iridoide (insb. Asperuloside), Gerb– und Bitterstoffe, Vitamin C, Cumarsäure sowie Vanillin.

„Duftlabkraut“ hat vor allem krampflösende, schmerzstillende, leicht harn– und schweißtreibende, stoffwechselanregende sowie blutreinigende Wirkungen. Zudem wirken die frischen Blätter anregend, während das getrocknete Kraut beruhigend wirkt.
Es hilft daher sehr gut bei Unruhe und Schlafproblemen, aber auch bei leichten Schmerzen und während Frühjahrskuren. Daneben ist die Pflanze ein guter Bestandteil von Teemischungen zur Entschlackung und Blutreinigung.

Am einfachsten ist die Anwendung als Tee: Dazu einen Teelöffel der Blätter mit 200 ml heißem Wasser übergießen, rund fünf Minuten ziehen lassen. Nach dem Abseihen möglichst heiß in kleinen Schlucken trinken.
Bei (Ein-) Schlafproblemen kann eine Tasse des Tees am Abend helfen. Diesem können auch noch ebenfalls beruhigend wirkende Kräuter wie Melisse (geschmacklich interessante Mischung) zugefügt werden.

Zur äußerlichen Anwendung können mit dem Sud getränkte Kompressen aufgelegt werden, in alten Kräuterbüchern ist zudem von Umschlägen aus frischen, zerquetschten Blättern die Rede. Diese konnten bspw. bei Kopfschmerzen auf die Schläfen gelegt werden.

Außerdem ist das „Maikraut“ bestens für die Herstellung von Sirup geeignet, zumal das typische Waldmeisteraroma in Verbindung mit Zucker besonders gut zur Geltung kommt.
Dazu 500 ml Wasser und 200g Zucker aufkochen und so lange miteinander verkochen lassen, bis die Flüssigkeit klar wird. Dann 30 g getrocknetes Waldmeisterkraut sowie evtl. ein bis zwei Zitronenscheiben zugeben und einen Tag lang gut abgedeckt durchziehen lassen. Danach das Ganze abseihen, ein weiteres Mal aufkochen und in luftdichte Flaschen füllen. Wenn diese dunkel und ausreichend kühl aufbewahrt werden, kann der Sirup einige Monate haltbar bleiben.
Das Sirup kann wunderbar zur Aromatisierung von Speisen und Getränken verwendet werden. Zudem können bspw. Melissenblätter zugegeben werden, was einen interessanten Geschmack macht. Wegen der beruhigenden Wirkung beider Pflanzen lässt sich mit dieser Sirupvariation auch ein leckerer Schlaftrunk zubereiten: Einfach Milch erhitzen und diese mit dem Sirup aromatisieren. Ich weiß nicht, ob da wirklich eine Wirkung ist, aber zumindest hatte ich den Eindruck, dass da ein beruhigender Effekt zu spüren war – wenn dieser auch bei Tee stärker ist.

In der Küche ist Waldmeister besonders geeignet zur Aromatisierung von Desserts und Getränken; er soll übrigens im Ausland als „deutsches Gewürz“ gelten.

Am bekanntesten ist neben der „Berliner Weisse“ wahrscheinlich die „Mai-“ oder „Waldmeister-Bowle„, für die es mehrere Rezepte gibt.
Dieses ist eines von ihnen:
Einen Bund Waldmeister anwelken lassen und in eine Schüssel mit zwei Flaschen Weißwein und einer Flasche Sekt (je nach Geschmack lieblich oder trocken) geben, wobei die Menge natürlich anpassbar ist. Nach maximal 20 Minuten Ziehzeit die Blätter entfernen, da ein zu hoher Cumaringehalt zu Kopfschmerzen und Übelkeit führen kann.
Der Geschmack lässt sich übrigens durch das Zugeben von etwas Zucker oder einem Schuss Waldmeistersirup verstärken.
Bei Rezepten, in denen die Bowle mit frischen Waldmeisterblättern zubereitet wird, kann auch etwas Zucker auf das gewaschene „Duftlabkraut“ gestreut werden. So gibt man die Blätter dann in die Schüssel.

Und natürlich gibt es auch eine alkoholfreie Variante, bei der Wein und Sekt bspw. mit weißem Traubensaft und Mineralwasser ersetzt werden.

Im Folgenden noch eine Bowlen-Variante mit Limette:
Zunächst einmal ist die Zubereitung dieselbe wie beim ’normalen‘ Bowlerezept, das soweit übernommen werden kann. Der Unterschied ist, dass nach der Entnahme der Waldmeisterblätter noch eine in Scheiben geschnittene Limette und 50 ml Waldmeistersirup zugefügt werden.

Die leicht schmerzstillende und beruhigende Wirkung war wohl bereits Mönchen des frühen Mittelalters bekannt. Das älteste Dokument, in dem im Zusammenhang mit Waldmeister „Maiwein“ erwähnt wurde, soll aus dem Jahre 854 stammen. So ist davon auszugehen, dass Waldmeister schon sehr, sehr lange zur Aromatisierung von Getränken eingesetzt wurde.
„Duftlabkraut“ galt insb. im Mittelalter auch als Pflanze, die gegen „dämonische Kräfte“ helfen und Hexen vertreiben sollte.
So wurde z. B. geglaubt, dass eine Mischung aus Johanniskraut, Polei-Minze (Mentha pulegium) und eben Waldmeister Hexen vertreiben könne. Auch wurde Kühen, die nicht fraßen, eine Handvoll Waldmeister mit ein wenig Salz gegeben.

Wichtig zu beachten ist, dass „Maikraut“ nicht in zu großen Mengen eingenommen werden sollte, da es – wie bereits erwähnt – durch den Cumaringehalt zu Kopfschmerzen und Übelkeit kommen kann. Daher immer in Maßen verwenden und bei der Zubereitung von Getränken oder Speisen mit Waldmeister die Ziehzeit möglichst kurz halten.
Zudem soll Cumarin bei länger andauernder Einnahme und hoher Dosierung leberschädigend wirken, weshalb nach maximal sechs Wochen täglicher Einnahme eine mehrmonatige Pause eingelegt werden sollte. Da Waldmeister aber in der Regel saisonal genutzt wird, spielt das eine eher weniger große Rolle.

Zum Ende hin noch einige Informationen zur Bezeichnung „Waldmeister“:
Eine Deutung des Namens ist, dass der Waldmeister eine der ersten, wichtigsten Pflanzen des Frühlings im Wald ist und früher als Pflanze mit „meisterlichen“ Heilkräften – er ist also quasi der „Meister des Waldes“. Die Erwähnung des Waldes gibt es nicht nur im Deutschen. Im Französischen bspw. wird er als „reine des bois“ (= „Königin der Wälder“), im Lateinischen „matrisylva“ (= „Waldmutter“) bezeichnet. Und auch in der englischen Bezeichnung „woodruff“ steckt das Wort „Wald“; „ruff“ (= (Hals-) Krause, Halskragen) könnte sich auf die Blätter beziehen, die wie eine Halskrause – bis heute noch vereinzelt von evangelisch-lutherischen PriesterInnen getragen – um den Stängel angeordnet sind.
Die frühere lateinische Bezeichnung „Asperula odorata“ ging auf den Inhaltsstoff Asperulosid zurück, wurde aber seit dem Ende des 18. Jahrhunderts nur noch vereinzelt verwendet. Denn ab dem Jahre 1771 wurde der Waldmeister den Labkräutern (Galium) zugeordnet. Seither ist die lateinische Bezeichnung „Galium odoratum“, was übersetzt letztlich nichts anderes als „Duftlabkraut“ heißt.

Waldmeister vor der Blüte

Das war’s zum Waldmeister, weitere Informationen bspw. unter nachfolgenden Links. Jetzt muss ich mich erstmal entscheiden, welche Pflanze als Nächstes kommt (immerhin drei stehen zur Auswahl😌😏). Bis dahin aber erst einmal eine erholsame Nacht und morgen einen guten Start in den Dienstag!

🍀 🍀 🍀

http://www.heilpflanzen-welt.de/2011-Waldmeister-das-verbannte-Heilkraut/

http://www.henriettes-herb.com/eclectic/madaus/asperula.html

http://www.essen-und-trinken.de/waldmeister/82385-cstr-rezepte-mit-waldmeister

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