Wort der Woche (13)


In dieser Woche widme ich mich einem Wort, dass mich in der vergangenen Woche regelrecht verfolgt hat. Eigentlich könnte ich an dieser Stelle auch einen Beitrag mit der Überschrift „Männer“ verfassen, doch es ist Sonntag und ich möchte mein Wort der Woche nicht wieder vor mir herschieben. Also verbinde ich beides miteinander.

Zunächst mal muss ich sagen, dass ich es mittlerweile ja im Grunde gewohnt bin, dass mein Partner manchmal ein wenig schwer von Begriff ist – was in Maßen auch vollkommen in Ordnung ist. Und ich weiß auch woran es liegt – ebenso wie mir die Gründe für zwei weitere Probleme klar sind. Einfacher macht es das dennoch nicht. Und in der letzten Woche war es wirklich extrem.
Gefühlt jede Frage, jede Antwort und jeden Satz musste ich bis ins kleinste Detail erläutern. Zweideutige Andeutungen kommen gar nicht an (was auch nicht neu ist, aber dennoch regelmäßig nervt). Nachdem das vier Tage so ging, bin ich explodiert. Und wieder die wohl am meisten gehörte Frage der letzten Tage:
„Was meinst du denn jetzt?“
„Ich meine, dass du so wirkst, als würdest du es toll finden, wenn man dich für vollkommen dämlich hält.“ Anstarren.
„Ja, und weißt du was? Wärst du vollkommen dämlich, wäre mir das auch völlig wurscht. Aber dummerweise weiß ich, dass du genau das eben nicht bist!“
Beleidigtes Wegdrehen.
‚Gut, dann sei eben beleidigt.‘, dachte ich und habe mich mit anderen Dingen befasst.
Irgendwann kam er dann wieder an, als wäre nichts gewesen. Aber ich verkniff mir einen Kommentar, wollte erstmal sehen, ob vielleicht doch angekommen ist, warum ich was wie gesagt habe. Doch am nächsten Tag konnte ich wieder am besten jedes Wort einzeln erklären…

Und als würde das noch nicht reichen, gab es am Mittwoch auch noch einen Eifersuchtsanfall, weil ich mich, während er kurz zu einem Kiosk ist, weiter mit unserem Bekannten (in der Folge „F.“) unterhalten habe. Ich hab‘ das erst gar nicht geschnallt! Wir unterhielten uns, mein Partner kam zurück und während ich mich, wie sonst auch, wenn wir oder ich ihn treffen, noch mit F. unterhielt, merkte ich, dass er jeden Versuch, ihn ins Gespräch mit einzubeziehen, abprallen ließ. Da er aber eh eher der ruhige Typ ist, war das auch nicht sooo ungewöhnlich. Zumal von jetzt auf gleich seine Stimmung wechseln kann (kannte ich vorher so ja eher von Frauen😊), ohne dass es da einen besonderen Grund geben muss. Wir verabschiedeten uns von F. und mein Freund und ich gingen los. Ich sagte irgendetwas zu ihm, bekam aber keine Antwort. Was ich dagegen hörte, war: „Es macht mich eifersüchtig, wenn du dich alleine mit F. unterhältst.“ Ich dachte, ‚Hat er das jetzt ernsthaft gesagt?‘ und muss unwillkürlich lachen. Zum Glück merkte ich schnell, dass ich mich da gerade wie ein Arschloch verhalten hatte. Raus brachte ich dennoch nur „Was?“ Er fing an, rumzueiern und ich war wie immer in solchen Situationen völlig überfordert. Ich komme mit Eifersucht nur schwer klar. Zumal ich das in den sechs Jahren der Beziehung noch nicht von ihm kannte. Ich entschied mich, ihm direkt zu sagen, was ich von seinem Getue halte. „Weißt du, eigentlich ist es einfach nur lächerlich, dass du eifersüchtig bist. Vor allem, ich meine, was glaubst du, was ich in nichtmal fünf Minuten mit F. hätte machen können?“ Ich wollte noch hinzusetzen: ‚Wären wir eine Stunde alleine gewesen – okay, aber so?!‘, ließ es aber lieber. Das hätte wahrscheinlich nur alles schlimmer gemacht. Wie erwartet, hatte er da keine Antwort drauf. Und überhaupt, er istist schließlich derjenige, der fast jeden Tag allein unterwegs. (Was nicht zuletzt daran liegt, dass ich immer noch Probleme habe, alleine eine längere Strecke zu fahren. Mit Auto wäre das was anderes, aber was nicht ist, ist grad eben nicht.) Und es ist klar, dass er dort auch allein mit Frauen spricht. Aber ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich da irgendwann mal eifersüchtig war.

Nun ja, dazu gab es dann noch diverse andere Kleinigkeiten, und ich weiß nicht, wie oft ich in der vergangenen Woche zu meinem Partner gesagt habe:
„Du machst mich noch völlig kirre!“ Und exakt deshalb ist „kirre“ mein „Wort der Woche“ Nr. 13: 

Die geläufigsten Bedeutungen von „kirre (machen)“ (1) sind „nervös“, „verrückt“ oder „meschugge“ machen bzw. „durcheinander bringen“ – in diesem Kontext habe ich das Wort bisher auch immer benutzt. Doch „kirre“ bedeutet auch „ergeben“, „gefügig“, „zahm“ oder auch einfach „brav“, was mir bis eben so noch gar nicht bewusst war, was aber gut zu wissen ist.😋 Doch auch, wenn mir diese Bedeutung so klargewesen wäre, zu obigen Problemen hätte sie ohnehin nicht gepasst. 😉
„Kirre“ soll seit dem 12. Jahrhundert belegt sein, der Begriff kommt vom mittelhochdeutschen „kürre“ bzw. dem mittelniederdeutschen „quere“. Diese Wörter wiederum kommen vom germanischen „kwerru“ (soviel wie „still“, „ruhig“) bzw. sind mit diesem gleichbedeutend. Und so kam es dann eben auch zu den Bedeutungen von „gefügig“ bis „gehorsam“.
Die heute vor allem bekannte Bedeutung von „kirre“ ist jedoch erst seit den 80er-Jahren geläufig. Diese ist wahrscheinlich aus der Assoziation „einschüchternd“ und „irre“ hervorgegangen. (Wobei eingeschüchtert war ich von meinem Partner noch nie (er kann das auch nicht), „kirre“ macht er mich trotzdem.) Möglicherweise spielt aber auch nur die Ähnlichkeit zu „irre“ eine Rolle. (2)

Bevor ich den Beitrag beende und die passenden Quellenlinks raussuche, vielleicht noch einige Sätze zu meinem Partner:
Ich wurde in den letzten Monaten oft gefragt, warum ich mir dieses Theater überhaupt immer wieder antun (z. B., als er mal seine Monatskarte verloren hat und ich sehen konnte, wie wir den Rest des Monats klarkommen konnten. Er verbockt etwas, ich ‚darf‘ es wieder hinbiegen. Aber ich will nicht ständig „die Hosen anhaben“ müssen!) Insofern ist vollkommen klar, dass hier nicht alles passt, aber abgesehen davon, dass ich ihn nach wie vor liebe, habe ich ihm auch viel zu verdanken. Mit seiner Hilfe habe ich nicht zuletzt meine Essstörungen (vorerst) überwunden. Auch die Depressionsschübe habe ich seit einiger Zeit im Griff. Was sich natürlich auf verschiedenen Ebenen bemerkbar macht. Nun ist es aber so, dass jetzt er derjenige ist, der wieder verstärkt unter seinem PTBS leidet, was insb. auch depressive Verstimmungen hervorruft – und sehr heftige Konzentrations- und Gedächtnisstörungen. Deshalb könnte ich nicht – auch, wenn es da gerade einiges gibt, was im Argen liegt – einfach sagen, „Okay, mir reicht’s, meine Geduld ist am Ende.“ und ihn aus meiner Wohnung werfen. Dazu ist er mir einfach zu wichtig. Fehlende Gefühle sind ja auch nicht das Problem – wenn es das wäre, würde ich nicht überlegen, wie man vielleicht zu einer Art Kompromiss, der für uns beide gut wäre, kommen kann. Zumal ich es war, die jahrelang einen Teil von sich unterdrückt hat, wodurch ich mich in eine blöde Zwickmühle gebracht habe, die mir seit ca. zwei Monaten immer mehr zusetzt. Aber gut, wenn es darum geht, mich in Zwickmühlen zu bringen, habe ich ja ohnehin irgendwie ein außergewöhnliches Talent…😊😉 Manchmal würde ich mich ja am liebsten zu ihm setzen und sagen: „Da ist etwas, dass du wissen musst.“, oder so. Aber ich kann es nicht, weil ich weiß, dass er damit zurzeit nicht umgehen könnte. Schließlich weiß ich nach bald sechs Jahren doch etwas, wie er tickt. Letztens wurde mir das nochmal schmerzlich bewusst. Und alles nur wegen einem Kommentar von mir zu de Maizière, den er seinerseits nicht schlimmer hätte kommentieren können – was ich jetzt jedoch nicht hier zitieren will. Also überlege ich weiter, wie ich am besten vorgehen könnte. Und fühle mich deshalb irgendwie blockiert in meinen Gedanken….

Na gut, jetzt habe ich mehr über mich und meine vor allem selbstverursachten Probleme geschrieben, als über das Wort „kirre“ selbst, aber ich muss zugeben, dass das irgendwie auch gut getan hat. 😉

Bleibt nun noch, Euch/Ihnen einen schönen Rest-Sonntag zu wünschen und für morgen schonmal einen guten Start in die neue Woche! 😉🌺🍀

(1)

http://www.duden.de/rechtschreibung/kirre

(2)

http://www.wissen.de/wortherkunft/kirre

https://www.redensarten-index.de/mobil/#suchbegriff=jemanden+kirre+machen&suchspalte%5B%5D=rart_ou erwegs  

2 Gedanken zu “Wort der Woche (13)

  1. Hallo du. Habe deinen Beitrag jetzt zweimal gelesen weil er mich wahnsinnig anmich selbst erinnert..vor vier jahren. Man bleibt bei jemanden aus pflichtgefühl oder weil man ihm etwas verdankt, aber wo fängt es an NUR mehr pflicht oder dankbarkeit zu sein? Denke an dich, du bist (so wie du schreibst) ein liebenswerter und wertvoller mensch…du verdienst MEHR vom Leben und von der LIEBE. entschuldige bitte falls ich zu persönlich geworden bin. Alles Liebe C.

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    1. Hallo! Erstmal Danke für die lieben Worte! Tut auch mal gut, zu lesen.
      Nein, keine Sorge, gar nicht. War ja schließlich auch ein persönliches Thema.
      Ja, das ist wahr. Solange auch bei mir noch Gefühle vorhanden sind, will ich die bald sechs Jahre halt auch eigentlich nicht wegwerfen – auch, wenn es in bestimmten Bereichen schwierig ist. Im Moment bin ich jedenfalls ziemlich hin- und hergerissen.
      Danke nochmal und liebe Grüße aus dem Sauerland! 😉😗

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